Es gibt agile Mythen, die ich immer wieder höre und die mich mittlerweile echt zur Weißglut bringen, weil sie schlichtweg nicht stimmen. Und sie vermitteln ein so dermaßen krasses Zerrbild von agilen Methoden, dass ich manchmal echt ausflippen könnte.

Deshalb möchte ich heute mal meine TOP-5-Aufreger-Mythen über agile Methoden mit Dir teilen. Geteiltes Leid ist ja bekanntermaßen halbes Leid.

Mythos 1: Agile Methoden sind nur was für die Software-Branche

Der erste Mythos, der mir immer wieder begegnet, ist der, dass agile Methoden ja nur was für die Software-Branche wären. Ja, agile Methoden (wie zum Beispiel Scrum) kommen ursprünglich aus der Softwareentwicklung. Und sie wurden zunächst entwickelt, um die Probleme von Softwarefirmen zu lösen.

Aber diese Probleme haben rein gar nichts mit Programmiersprachen oder Software-Code zu tun! Sondern damit, einen besseren Umgang mit Komplexität, Ungewissheit, Mehrdeutigkeit und schnellen Veränderungen zu finden.

Und wenn Du als Solopreneur ein neues Business gründest und noch ganz am Anfang mit Deiner Geschäftsidee stehst, dann stehst Du in dieser Hinsicht vor genau den gleichen Herausforderungen. Selbst dann, wenn Du keine einzige Zeile Code schreibst.

Mythos 2: Agile Methoden sind nur was für Teams

Der zweite Mythos, der nicht totzukriegen ist, ist der, dass agile Methoden angeblich nur was "für Teams" sind. Natürlich stimmt es, dass agile Methoden für Teams entwickelt wurden. Das liegt schlichtweg daran, dass die Probleme, die in der Softwareentwicklung existieren, von einem Menschen alleine nicht mehr gelöst werden können. Ein einzelner Mensch kann die Probleme bei der Entwicklung einer neuen Software schlichtweg nicht mehr überblicken. Also muss es irgendwie gelingen, die Kompetenzen und das Wissen mehrerer Menschen zu nutzen. Und die Antwort ist dann natürlich: Teamwork.

Genauso wie beim agilen Mythos 1 bedeutet das aber nicht automatisch, dass agile Methoden für Solopreneure oder Sologründer keinen Sinn ergeben würden. Denn die Grundprinzipien agiler Methoden, wie zum Beispiel iteratives Vorgehen, Tests & Experimente, ein agiles Mindset usw. sind auch für Solo-Gründer wie Dich extrem wertvoll.

Du solltest agile Methoden also nicht ablehnen, nur weil Du nicht in einem Team arbeitest!

Fang lieber an zu netzwerken!

Umgekehrt wird viel eher ein Schuh aus der ganzen Sache: Auch Du als Solopreneur stehst vor Herausforderungen, die Du alleine nur sehr schwer bewältigen kannst. Deshalb ist es ungeheuer wichtig, dass Du damit beginnst zu netzwerken und Dich mit Menschen umgibst, die Dir mit Rat & Tat zur Seite stehen und mit ihrem Feedback und ihren Ideen Deinen Horizont erweitern.

Gerade weil Du ein Solo-Business betreibst, ist aktives Netzwerken für Dich als Solopreneur immens wichtig für Dein eigenes Wachstum.
Vernetze Dich mit anderen Solopreneuren und Solo-Gründern, um Deine Perspektiven zu erweitern!

Also, schließe Dich einer Mastermind-Gruppe oder einem OKR Circle an und erschaffe Dir Dein eigenes Kreatives Feld - Denn Kreativität gibt's nur im Plural!

Mythos 3: Agile Methoden machen alles schneller

Auch der Glaube, dass agile Methoden alles schneller machen, stimmt einfach nicht. Denn beim agilen Arbeiten geht es in erster Linie darum schnell zu lernen und nicht darum, schneller fertig zu werden. Agile Methoden entfalten ihre Wirkung dadurch, dass sie Dir helfen, auf unbekanntem und unübersichtlichem Terrain Deinen Weg zu finden und Dein Risiko zu minimieren.

Klar, es geht auch darum, regelmäßig neuen Nutzen für Kunden zu stiften. Aber eben in kleinen Schritten.

An dieser Stelle auch noch einmal vielen Dank an Jeff Sutherland! Dein Buchtitel Scrum: The Art of Doing Twice the Work in Half the Time war da sicherlich nicht zuträglich...

Mythos 4: Bei agilen Methoden wir nicht geplant

Kommen wir zum agilen Mythos Nummer 4: "Bei agilen Methoden wird nicht geplant" Eigentlich ist sogar das Gegenteil der Fall: Es wird viel häufiger geplant als mit anderen Methoden. Denn irgendwie müssen die vielen Informationen und neuen Erkenntnisse, die agiles Arbeiten zutage fördert, ja auch verarbeitet werden.

Wenn Du also glaubst, agile Methoden wären das "neue Durchwurschteln", dann bist Du dem agilen Mythos #4 auf den Leim gegangen.

Mythos 5: Agile Methoden lösen alle Probleme

Zu glauben, dass OKR, Design Thinking oder Lean Startup all Deine Probleme lösen werden, gehört ebenfalls zu den beliebtesten agilen Mythen. So sinnvoll und nützlich diese Methoden für konkrete Problemfelder auch sind: Sie lösen nur bestimmte Probleme unter besonderen Voraussetzungen. Und wenn diese nicht zutreffen, bist Du sogar gut beraten, sich nicht zu nutzen.

Um es zum Schluss noch einmal ganz klar zu sagen: Agile Methoden werden nicht dazu führen, dass sich all Deine Probleme in Luft auflösen werden. Ganz im Gegenteil: Im Normalfall machen sie Deine Probleme nur sichtbar und lösen sie überhaupt nicht. Das musst Du schon selber machen.


Das waren meine ganz persönlichen fünf Aufreger über agile Methoden. Mythen, die einfach nicht verschwinden wollen und die mich mittlerweile echt zur Weißglut bringen, wenn ich sie höre.

Wie steht's bei Dir? Kennst Du noch andere agile Mythen, die Dich tierisch nerven? Schreib's in die Kommentare und mach Deinem Ärger Luft!

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