Nur weil Du einen PC in Deinem Business nutzt, hast Du noch lange kein digitales Geschäftsmodell. Und eine Bäckerei mit einer eigenen Webseite zählt sicherlich auch nicht dazu. Aber was ist mit Anbietern von E-Scootern? Die haben zwar alle eine App, aber mit dem Roller von A nach B zu fahren, ist ja wohl ein ziemlich analoges Vergnügen, oder?

In diesem Beitrag beleuchte ich mit Dir einige Grundprinzipien, die es meiner Meinung nach braucht, um von einem digitalen Geschäftsmodell sprechen zu können. Außerdem bekommst Du ein Füllhorn an Beispielen zu den unterschiedlichsten Spielarten dieses Business Models und wir werfen einen gemeinsamen Blick auf die wichtigsten Vor- & Nachteile für Dich als Solopreneur.

Grundprinzipien digitaler Geschäftsmodelle

Tatsächlich ist es relativ schwierig, eine genaue oder gar allgemeingültige Definition für digitale Geschäftsmodelle zu geben. Das liegt vor allem an der großen Bandbreite an Business Models, die alle unter diesem Label laufen.

Es gibt jedoch ein paar Merkmale und Grundprinzipien, die zutreffen sollten, um von einem digitalen Business Model zu sprechen.

  • Das Angebot selbst ist digital (oder wird digital vermittelt)
  • Wichtige Prozesse sind automatisiert
  • Daten spielen eine zentrale Rolle
  • Kundenbeziehungen laufen über digitale Kanäle
  • Marketing und Vertrieb erfolgen digital

Das Angebot selbst ist digital oder wird digital vermittelt

Das erste Grundprinzip eines digitalen Geschäftsmodells ist natürlich, dass Deine Value Proposition (also Dein Produkt oder Deine Dienstleistung) selbst digital ist. Oder zumindest "digital vermittelt" wird.

Software-Produkte, Online-Plattformen, Online-Coachings, eLearnings oder digitale Marktplätze sind bekannte Beispiele für diese Form digitaler Geschäftsmodelle.

Deine Kunden können solche digitalen Angebote sowohl orts- als auch zeitunabhängig nutzen. Allerdings benötigen sie dazu natürlich auch ein Handy, PC oder Laptop sowie eine Internetverbindung, um überhaupt in den Genuss des Produktes zu kommen.

Kurz gesagt: Ohne digitales Device ist das Angebot überhaupt nicht nutzbar.

Wichtige Prozesse sind automatisiert

Auch die von Dir genutzten Prozesse sind bei einem digitalen Geschäftsmodell automatisiert. Das heißt, die Verwaltung von Abonnements, die Zahlungsabwicklung oder auch Matching-Prozesse sind automatisiert (und natürlich digital).

Um herauszufinden, wie die optimalen Prozesse für Deine Geschäftsidee genau aussehen und worauf Du besonders achten musst, kannst Du vor der eigentlichen Automatisierung das Concierge MVP nutzen.

Daten spielen eine zentrale Rolle

Damit diese Prozesse automatisiert werden können, spielen Daten bei digitalen Geschäftsmodellen natürlich eine zentrale Rolle. Je mehr Informationen Du hast, desto besser kannst Du Dein Angebot für Deine Nutzer personalisieren, optimieren und für Dein eigenes Business monetarisieren.

Google Analytics als Beispiel für datengetriebene, digitale Geschäftsmodelle
Analyse und Nutzung von Daten spielen bei digitalen Geschäftsmodellen eine zentrale Rolle.

Marketing und Vertrieb erfolgen digital

Viertens bespielst Du beim Marketing und Vertrieb ebenfalls in erster Linie digitale Kanäle. Ein weiteres Kennzeichen für digitale Geschäftsmodelle sind also Online-Werbung, SEO- und SEA-Maßnahmen, Social Media Marketing und natürlich auch der klassische Newsletter per Email.

💡
Allerdings ist das kein Alleinstellungsmerkmal digitaler Geschäftsmodelle, denn Online-Marketing spielt natürlich auch bei allen anderen Business Models eine wichtige Rolle.

Kundenbeziehungen laufen über digitale Kanäle

Die Nutzung digitaler Kanäle erschöpft sich bei digitalen Geschäftsmodellen aber nicht nur im Marketing und Vertrieb. Auch Kundenbeziehungen werden über digitale Tools und Prozesse hergestellt und gepflegt.

Beispielsweise gibt es Online-Communities in Foren oder Chats, interaktive Webseiten oder Apps, die es Deinen Kunden ermöglichen, mit Dir zu interagieren und zu kommunizieren, Einstellungen vorzunehmen oder sich sogar mit anderen Nutzern auszutauschen und gegenseitig zu helfen.

Grundprinzipien digitaler Geschäftsmodelle auf dem Business Model Canvas

Auf dem Business Model Canvas lassen sich diese fünf Prinzipien wie folgt abbilden:

Business Model Canvas auf dem die fünf Prinzipien für digitale Geschäftsmodelle einem passenden Baustein zugeordnet wurden.

Beispiele für digitale Geschäftsmodelle

Trotz der oben genannten Grundprinzipien gibt es eine große Bandbreite an Möglichkeiten und Spielarten für digitale Geschäftsmodelle. Um Dir ein Gefühl dafür zu geben, wie unterschiedlich die Ausprägungen sein können, habe ich hier einige Beispiele für Dich zusammengetragen. (Ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.)

Streamingdienste

Streaming-Anbieter wie Spotify, Netflix oder Audible bieten ein komplett digitalisiertes Angebot, bei dem quasi nichts mehr analog passiert. Bei dieser Spielart wird das digitale Geschäftsmodell außerdem mit Abonnement-Mechaniken und dem Freemium-Modell kombiniert.

eCommerce

Auch wenn Anbieter wie Amazon, Etsy oder Zalando physische Produkte verkaufen, sind auch sie natürlich ein Beispiel für digitale Geschäftsmodelle: Suche, Checkout, Logistiksteuerung und alle wichtigen Prozesse dieser Unternehmen sind automatisiert und das Ganze als analoges Angebot überhaupt nicht denkbar.

💡
Gleichzeitig stützen sich viele eCommerce-Anbieter auch auf das Plattform-Modell.

Plattform-Modell

Das Plattform-Geschäftsmodell verbindet zwei (oder mehrere) voneinander unabhängige Zielgruppen miteinander und ermöglicht ihnen den Austausch von Produkten, Waren, Services, Vermögenswerten oder auch Informationen.

Beispiele hierfür sind Airbnb, Flixbus oder Uber. Sie bieten zwar analoge Leistungen an (Unterkünfte finden, Reisen oder eine Alternative zu klassischen Taxifahrten), machen sich aber in erster Linie Netzwerkeffekte zunutze, die durch die Masse an Nutzern entstehen.

Visualisierung von Netzwerkeffekten mit verbundenen Figuren auf weißem Hintergrund
Viele digitale Geschäftsmodelle nutzen Netzwerkeffekte durch Plattform-Prinzipien.

Andere Beispiele sind Fiverr, Upwork oder Malt, die vor allem ausgeklügelte (und datengetriebene) Matching-Algorithmen verwenden, um Nutzen für ihre Kunden zu stiften.

Digitale Tools & SaaS-Angebote

Das Geschäftsmodell von Notion, Trello, Slack, Dropbox oder Canva basiert hingegen darauf, digitale Tools anzubieten, die eine hohe Wiederverwendbarkeit haben und kontinuierlich weiterentwickelt werden können.

💡
Auch hier werden in der Regel Subscription-Modelle und Freemium-Mechaniken genutzt.

Medien & Content-Plattformen

Eine weitere Spielart digitaler Geschäftsmodelle sind Anbieter, die es ihren Kunden ermöglichen (digitalen) Content zu produzieren und zu verkaufen. Beispiele hierfür sind Medium, Substack oder Patreon. Ja, sogar WordPress kannst Du hier dazurechnen.

💡
Oft findest Du hier auch eine Mischung aus User Generated Content, Abo-Modellen und Plattform-Prinzipien.

Communities & User Generated Content

Auch Communities sind sehr gute Beispiele für digitale Geschäftsmodelle. Zum einen gibt es Anbieter wie Ghost, Circle oder Mighty Networks, die selbst digitale Tools anbieten und ein digitales Business Model verfolgen. Zum anderen haben aber auch die damit verwirklichten Communities ein digitales Geschäftsmodell.

💡
Auch hier spielen Netzwerkeffekte eine große Rolle, weil der Wert einer Community unter anderem auch durch die Zahl aktiver Nutzer entsteht.

Gaming

Konsolen- und PC-Spiele sind ebenfalls eine interessante Spielart digitaler Geschäftsmodelle. Bekannte Beispiele sind Fortnite, Brawl Stars oder Roblox.

Bei Fortnite ist das Freemium-Prinzip besonders extrem ausgeprägt. Dort gibt es zwar In-App-Käufe für Skins, Items und vieles weitere, aber diese Käufe haben keinerlei Auswirkung auf das Spiel selbst und sind ausschließlich "kosmetischer Natur". (Fortnite ist also vollkommen kostenlos spielbar, ohne dass dabei ein Nachteil entstünde.)

Datenbasierte Geschäftsmodelle

Eine letzte Form digitaler Geschäftsmodelle sind sicherlich auch Produkte und Services, die darin bestehen, Daten und Informationen zu verkaufen. (Die bei der Nutzung anderer digitaler Angebote entstehen.)

Beispiele hierfür sind Google Analytics, semrush oder Ahrefs


Hier noch einmal alle Beispiele für Dich im Überblick:

Kategorie Beschreibung Typische Monetarisierung Beispiele Besonderheiten
Streamingdienste Digitale Inhalte auf Abruf Abo, Freemium Spotify, Netflix, Audible Kombination aus Subscription und Freemium; hohe Skalierbarkeit
eCommerce Verkauf physischer Produkte über digitale Prozesse Einzelverkauf, Plattformanteil Amazon, Etsy, Zalando Oft Kombination mit Plattform-Modell, datengetriebene Logistikoptimierung
Plattform-Modelle Vermittlung zwischen Anbieter und Nachfragenden Provision, Transaktionsgebühren Airbnb, Flixbus, Fiverr Netzwerkeffekte, Matching-Algorithmen, häufig kein eigenes Produkt
Digitale Tools & SaaS Wiederverwendbare digitale Werkzeuge Subscription, Freemium Notion, Trello, Slack, Canva Hohe Automatisierung, regelmäßige Updates, oft mit Community-Features
Medien & Content-Plattformen Ermöglichen Content-Produktion & Monetarisierung Abo, Plattformgebühren Medium, Substack, Patreon Mischung aus Plattform, UGC und Abo-Modellen
Communities & UGC Nutzer schaffen Inhalte und Mehrwert füreinander Mitgliedschaften, Community-Pläne Circle, Mighty Networks, Ghost Netzwerkeffekte, Community-Wert steigt mit Nutzerzahl
Gaming Digitale Spiele mit In-App-Monetarisierung Freemium, In-App-Käufe Fortnite, Roblox, Brawl Stars Freemium-Modell, kosmetische Features, hohe Nutzerbindung durch soziales Umfeld
Datenbasierte Modelle Verkauf von Informationen und Analyse-Daten Subscription, nutzungsbasiert Google Analytics, semrush, Ahrefs Datenzentriert, B2B-fokussiert, oft als Teil von SaaS-Angeboten integriert

Vorteile digitaler Geschäftsmodelle

Digitale Geschäftsmodelle bieten Dir als Solopreneur vor allem drei wichtige Vorteile.

Skalierbarkeit

Der größte Vorteil digitaler Geschäftsmodelle liegt wohl in ihrer Skalierbarkeit. Das heißt, dass sich ihr Nutzen auf die eine oder andere Art ohne großen Mehraufwand multiplizieren lässt. Grundsätzlich kannst Du dabei zwischen zwei verschiedenen Arten von Skalierung unterscheiden.

Die erste Form der Skalierung entsteht durch digitale Produkte. Onlinekurse, Apps, digitale Templates etc. lassen sich beliebt oft reproduzieren, ohne dass für Dich ein zusätzlicher Aufwand entsteht. Wenn Du so möchtest, könnte man das als Skalierung durch "digitale Vervielfältigung" bezeichnen.

Die zweite Art besteht darin, Netzwerkeffekte, Daten oder auch Logistikprozesse zur Skalierung zu nutzen.

Einfach zu verbessern

Der zweite Vorteil bei diesem Geschäftsmodell besteht darin, dass sich digitale Produkte sehr viel einfacher aktualisieren, verändern oder erweitern lassen als analoge bzw. physische Produkte.

Das beginnt schon bei einem einfachen Blogartikel. Wenn der erste Wurf nicht funktioniert, kannst Du ihn jederzeit noch einmal überarbeiten, um ihn besser zu machen. Druckst Du den gleichen Text jedoch als Flyer (oder Deinen ganzen Blog als Buch), kannst Du das eben nicht.

Leichter Zugang zur Zielgruppe

Der dritte große Vorteil digitaler Geschäftsmodelle besteht darin, dass Du als Anbieter einen leichten Zugang zu Deinen Kunden hast, bzw. Deine Nutzer orts- und zeitunabhängig Zugriff auf Dein Produkt haben.

💡
Auch als Solopreneur kannst Du also (im Prinzip) weltweit jeden Menschen erreichen, der ein digitales Device und einen Internetzugang hat.

In der Praxis ist das natürlich nicht immer ganz so einfach, weil es neben Dir noch sehr viele andere Anbieter gibt, die genau das Gleiche machen 😉.

Du tust also gut daran, wenn Du Dich mit Deiner Strategie von anderen unterscheidest.

Nachteile digitaler Geschäftsmodells

Natürlich sind digitale Geschäftsmodelle kein Allheilmittel. Sie bringen nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich. Vor allem dann, wenn Du als Solopreneur unterwegs bist.

Datenschutz & Vertrauen

Digitale Geschäftsmodelle basieren häufig auf der (intensiven) Nutzung von Daten, die größtenteils sehr persönlich sind. Für viele Nutzer ist das ein sensibles Thema, das vor allem Vertrauen voraussetzt.

Außerdem gibt es gesetzliche Vorgaben wie die DSGVO, die Du unbedingt einhalten musst. Und auch wenn das manchmal sehr viel Bürokratie und Aufwand für Dich mit sich bringt, sind die Daten Deiner Nutzer schützenswert.

Technische Komplexität

So einfach viele Tools auch sind: Du brauchst ein gewisses Maß an technischem Verständnis, um ein digitales Geschäftsmodell zu entwickeln und zu betreiben.

Wenn Du kein Entwickler bist, bist Du meistens auf No-Code-Tools oder fertige Plattformen angewiesen. Das funktioniert bis zu einem gewissen Grad sehr gut, hat aber eben auch gewisse Grenzen.

Spätestens wenn es daran geht, einen Newsletter-Versand einzurichten, elektronische Rechnungen zu erzeugen, die rechtskonform sind usw. wird die ganze Angelegenheit jedoch schnell komplex und technisch herausfordernd.

Ständiger Wandel & Tool-Overload

Digitale Geschäftsmodelle sind extrem dynamisch. Was heute funktioniert, ist morgen vielleicht schon überholt. Deshalb musst Du kontinuierlich dranbleiben, um neue Tools, Plattform-Updates, sich ändernde Algorithmen auf Social Media und verändertes Nutzerverhalten zu verarbeiten.

Das ist spannend, aber auch anstrengend.

Analoge Zielgruppen sind schwerer erreichbar

Nicht alle Kunden sind online-affin. Manche Menschen wollen keine App nutzen oder sich nicht "schon wieder" in einem eigenen Mitgliederbereich einloggen. Egal wie durchdacht und toll Dein digitales Angebot ist.

Sichtbarkeit ist hart umkämpft

Mit einem digitalen Geschäftsmodell konkurrierst mit allen anderen, die ihr Angebot ebenfalls online anbieten. Natürlich sind die Eintrittsbarrieren niedrig, aber genau das macht Deinen Markt umso dichter.

Aufmerksamkeit ist eine harte Währung und Du brauchst ein klares Positioning (und gute Inhalte), um überhaupt wahrgenommen zu werden.

Digitale Geschäftsmodelle für Solopreneure

Nicht alle hier vorgestellten digitalen Geschäftsmodelle eignen sich auch für Dich als Solopreneur. Als Sologründer bist Du beispielsweise kaum in der Lage, ein Online-Game wie Fortnite zu erschaffen.

Nichtsdestotrotz bietet Dir die Digitalisierung sehr viele Möglichkeiten, spannende Business Models zu verwirklichen. Mögliche Geschäftsmodelle sind zum Beispiel:

💡
Du musst nicht direkt das nächste große Tech-Startup gründen. Ein funktionierendes, digitales Geschäftsmodell kann auch klein, smart und hochprofitabel sein.

Fazit: Digitale Geschäftsmodelle sind eine große Chance

Ein digitales Geschäftsmodell ist kein Selbstzweck. Es ergibt dann Sinn, wenn es Deinem Angebot, Deiner Zielgruppe und Deinem Lebensstil entspricht. Mit den richtigen Tools und automatisierten Prozessen kann es Dir gelingen, ortsunabhängig zu arbeiten und Deine Expertise skalierbar zu machen.

Die Vielfalt digitaler Geschäftsmodell ist nahezu unendlich und die Möglichkeiten enden erst dort, wo die Grenzen Deiner Phantasie beginnen.

Teile diesen Beitrag