Oft glauben wir Solopreneure ja, dass wir für ein erfolgreiches Business immer den großen innovativen Wurf landen und etwas nie Dagewesenes erschaffen müssen. In der Praxis kann es aber durchaus auch eine ganze Nummer kleiner funktionieren.

Mit dem Business Model Make more of it nutzt Du einfach das, was "sowieso schon da" ist. Egal, ob das Deine Fähigkeiten, Deine Ressourcen oder sogar existierende Partnerschaften sind: Wenn Du erkennst, dass Du damit einen Nutzen für eine (neue) Zielgruppe stiften kannst, dann solltest Du nicht zögern, dem Ganzen eine Chance zu geben.

Wie das Ganze funktioniert, erfährst Du in diesem Artikel.

Grundidee von "Make more of it"

Die Grundidee des Geschäftsmodells "Make more of it" basiert darauf, Ressourcen, Fähigkeiten oder sogar Partnerschaften, die Du bereits besitzt, dazu zu nutzen, Dir ein neues Geschäftsfeld zu erschließen.

M-Pesa als Beispiel für das Geschäftsmodell "Make more of it"

Ein ganz besonders spannendes Beispiel für "Make more of it" ist M-Pesa, ein Bezahlservice des kenianischen Mobilfunkanbieters Safaricom. Im Jahr 2009 gab es in ganz Kenia lediglich etwas mehr als 350 Bankautomaten und weniger als 500 Bankfilialen. Und das bei einer Bevölkerung von gut 39 Millionen!

Safaricom stellte fest, dass viele Kenianer die Gesprächsminuten ihres Mobilfunkvertrags (per SMS) als Workaround für kleinere Geschäfte nutzten. Safaricom nutzte deshalb sein bestehendes Mobilfunknetz, um mit M-Pesa einen "echten" Bezahldienst zu entwickeln.

Der Wettbewerbsvorteil gegenüber Banken bestand vor allem darin, dass nur eine Minderheit der Kenianer ein traditionelles Bankkonto besaß, während bereits Millionen Menschen das Mobilfunknetz von Safaricom nutzten. Mittlerweile macht der Mobilfunkanbieter fast ein Drittel seines Umsatzes mit M-Pesa, der durch Gebühren beim Geldtransfer entsteht.

Gleichzeitig etablierte Safaricom ein Netzwerk von Distributoren (kleine Läden, Tankstellen etc.), bei denen Bargeld gegen die virtuelle M-Pesa-Währung (und umgekehrt) getauscht werden kann.

"Make more of it" auf dem Business Model Canvas

Auf dem Business Model Canvas sieht das "Make more of it"-Geschäftsmodell von M-Pesa so aus:

Darstellung des Geschäftsmodells von M-Pesa auf dem Business Model Canvas als Beispiel für "Make more of it"

Weitere Beispiele für "Make more of it"

Neben M-Pesa gibt es wie immer noch weitere Unternehmen, die sich "Make more of it" zunutze gemacht haben.

Das 1994 gegründete Porsche Consulting ist ebenfalls ein gutes Beispiel für "Make more of it". Anfang der 90er Jahre optimierte die Porsche AG mit Lean Management ihre internen Abläufe und brachte das Unternehmen damit wieder auf Erfolgskurs. Im Anschluss daran wurde die Tochtergesellschaft Porsche Consulting gegründet, um die neu gewonnenen Fähigkeiten als externes Angebot zu vermarkten.

Auch der Clouddienst Amazon Web Services (AWS) wird manchmal als Beispiel für dieses Geschäftsmodell genannt. Angeblich hatte Amazon viele Server-Kapazitäten übrig und begann dann damit, diese an Dritte zu vermieten. Allerdings scheint es sich hierbei um einen modernen Mythos zu handeln.

Nachteile von "Make more of it"

Natürlich kann es grundsätzlich attraktiv sein, Dir durch "Make more of it" neue Geschäftsfelder zu erschließen und Deinem Business ein weiteres Standbein zu verleihen.

Allerdings musst Du aufpassen, dass Du dadurch Dein Positioning nicht verwässerst! Je breiter Dein Portfolio wird, desto schwieriger kann es für Deine Kunden werden, genau zu verstehen, worin Dein Angebot besteht.

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Je nachdem wie groß die Unterschiede zwischen Deinen Angeboten sind, kann es sogar hilfreich sein, Dein neues Business unter einem anderen Markennamen zu führen, um keine Verwirrung zu stiften.

Wie Du "Make more of it" als Solopreneur anwenden kannst

Natürlich wirst Du als Solopreneur weder eine eigene Mobilfunk-Infrastruktur besitzen, noch einen großen Beratungsservice wie Porsche anbieten können. Allerdings sollte Dich das nicht davon abhalten, darüber nachzudenken, welche Fähigkeiten, Ressourcen oder auch Partnerschaften Du besitzt, die für andere wertvoll sein könnten.

  • Welche besonderen Fähigkeiten hast Du Dir durch Dein Business angeeignet? Wie ließe sich daraus eine Dienstleistung entwickeln?
  • Welche Ressourcen besitzt Du, die auch für Deine existierenden Kunden (oder auch eine völlig neue Zielgruppe) wertvoll sein könnten?
  • Welche Partnerschaften hast Du durch Dein Business erschlossen? Und wie kannst Du dieses Netzwerk in ein profitables Angebot überführen?

Ich bin mir sicher, dass Du im Besitz wertvoller (und seltener) Fähigkeiten, Ressourcen und Partnerschaften bist, mit denen auch Du Dir neue Geschäftsfelder erschließen kannst.

Wenn Du zum Beispiel einen Webshop betreibst, über den Du Deine Produkte verkaufst, und Dir dabei Know-how zu WordPress, WooCommerce oder sogar Shopify angeeignet hast, könntest Du diese Fähigkeiten in Trainings, Workshops oder sogar als Onlinekurs einer neuen Zielgruppe anbieten.

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