Stell Dir vor, Du entwickelst ein innovatives Produkt, in das Du Monate an Arbeit und Energie investiert hast. Du launchst es - doch niemand kauft. Alle Marketing-Maßnahmen verpuffen, Deine Werbekosten steigen und Du fragst dich: "Woran liegt das?" Die Antwort ist meist einfach, aber brutal: Es fehlt der Product-Market Fit.

Ein Produkt ist nur dann erfolgreich, wenn es die richtigen Kunden so sehr begeistert, dass sie es nicht mehr missen wollen und deshalb sogar freiwillig weiterempfehlen. Ohne den Product Market Fit verbrennst Du Geld für Werbung und Kundenakquise und kämpfst um jeden Kunden. Mit dem Product-Market Fit dagegen wächst Dein Business (fast) von allein.

Aber wie erkennst du, ob du den Product-Market Fit erreicht hast? Und welche Schritte helfen dir, dorthin zu gelangen? All das erfährst Du in diesem Artikel.

Was ist der Product-Market Fit?

Wenn Du den Product Market Fit erzielst, passt Dein Produkt so gut zu den Bedürfnissen Deiner Kunden, dass es sich (fast) "von selbst verkauft". Das heißt, Kunden kommen von selbst, sind begeistert und empfehlen Dein Produkt auch noch aktiv an andere weiter.

Du hast dann also nicht nur ein Produkt, sondern bist in der Lage, die richtigen Kunden wirklich zu begeistern.

Umgekehrt bedeutet das für Dich als Solopreneur, dass Du noch so viel Aufwand und Mühe in Marketing- & Vertriebsmaßnahmen investieren kannst: Ohne den Product Market Fit wird Dein Business niemals nachhaltig wachsen.

Die 3 Schritte zum erfolgreichen Geschäftsmodell

Neben dem Product Market Fit existieren noch zwei weitere Meilensteine, die Du meistern musst, um eine erfolgreiches und langfristig tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Den Problem Solution Fit und den Business Model Fit.

Eine grafische Darstellung des Entwicklungsprozesses von Geschäftsmodellen mit drei farbigen Kreisen, die in einer Pfeilform von links nach rechts angeordnet sind. Der erste Kreis ist schwarz und trägt die Aufschrift "Problem Solution Fit", der zweite Kreis ist dunkelrot mit der Aufschrift "Product Market Fit", und der dritte Kreis ist leuchtend rot mit der Aufschrift "Business Model Fit". Der Hintergrund ist hellgrau, und die Überschrift lautet "Vom Problem Solution Fit zum Business Model Fit". Die Grafik zeigt die schrittweise Entwicklung von einer ersten Lösung hin zu einem marktfähigen Produkt und schließlich zu einem tragfähigen Geschäftsmodell.
Geschäftsmodelle entwickeln - Vom Problem Solution Fit zum Business Model Fit

Problem Solution Fit - Löst Du ein echtes Problem?

Der Problem Solution Fit besteht darin, dass Du für ein relevantes Problem Deiner Zielgruppe eine Lösung anbieten und entwickeln kannst.

Um den Problem Solution Fit zu erzielen, eignet sich Design Thinking außerordentlich gut. Denn diese Methode wurde eigens dafür entwickelt.

Design Thinking unterstützt Dich dabei, sowohl die Probleme Deiner Zielgruppe klar zu erkennen als auch mit Hilfe von Prototypen herauszufinden, welche Deiner Lösungsideen bei ihnen den größten Anklang findet.

Product Market Fit - Möchten Kunden Dein Produkt unbedingt haben?

Nur ein Problem zu lösen, bedeutet allerdings nicht, dass Deine Kunden es auch wirklich haben wollen. Erst dann, wenn Deine Kunden Dein Produkt regelmäßig nutzen, es anderen weiterempfehlen und bereit sind dafür auch zu bezahlen, hast Du den Product Market Fit erzielt.

Sean Ellis, der Gründer von GrowthHackers, bringt den Product Market Fit auf die einfache Formel:

Um den Product Market Fit zu erzielen, kannst Du auf die von Eric Ries entwickelte Lean-Startup-Methode zurückgreifen.

Business Model Fit - Lässt sich Dein Business nachhaltig und profitabel betreiben?

Der Business Model Fit betrachtet Dein Geschäftsmodell noch aus einer weiteren Perspektive. Kurz gesagt: Nur weil Deine Kunden Dein Produkt lieben (Product Market Fit), bedeutet das nicht unbedingt, dass das Ganze auch für Dich finanziell tragfähig ist.

Ein gutes Beispiel für diesen Unterschied ist Spotify. Trotz seiner immer größer werdenden Kundschaft und steigenden Umsatzzahlen, ist es dem schwedischen Streaminganbieter erst im Jahr 2024 (also nach beinahe 20 Jahren) gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben.

Spotify hatte also früh einen starken Product Market Fit, doch die hohen Lizenzkosten der Musikindustrie verhinderten lange eine nachhaltige Profitabilität bzw. den Business Model Fit.

Schritt für Schritt zum Product Market Fit

Mach Deine (versteckten) Annahmen sichtbar

Weil Du als Solopreneur in einem Umfeld extremer Ungewissheit operierst, musst Du im ersten Schritt herausfinden, welche Annahmen hinter Deiner Geschäftsidee stecken. Hierzu kannst Du zum Beispiel auf das sogenannte Assumption Mapping zurückgreifen.

Assumption Mapping in Verbindung mit dem Business Model Canvas und dem Value Proposition Canvas. Die Grafik zeigt beide Frameworks mit farblich markierten Feldern und Fragezeichen, die unbestätigte Annahmen darstellen.
Mit Assumption Mapping Deine Annahmen und Vermutungen sichtbar machen.

Um das Ganze möglichst effizient zu gestalten, solltest Du zuvor außerdem einen ersten Entwurf Deines Geschäftsmodells mit dem Business Model Canvas erstellen und mit dem Value Proposition Canvas Dein Kundensegment abbilden.

Stelle Hypothesen auf

Im zweiten Schritt musst Du Dir überlegen, wie Du Deine wichtigsten Annahmen in eine überprüfbare Hypothese verwandelst.

Im Gegensatz zu einer reinen Annahme (zum Beispiel "Ich glaube, dass Kunden meinen Internetblog lieben werden") beinhaltet eine Hypothese zusätzlich den Beweis, wann Du diese Annahme als wahr betrachtet willst: "Ich glaube, dass Kunden meinen Internetblog lieben werden. Ich weiß, dass das wahr ist, wenn der Anteil wiederkehrender Besucher bei 10 % pro Monat liegt."

Mehr dazu erfährst Du in meinem Artikel Hypothesen aufstellen – So validierst Du Deine Geschäftsidee.

Nutzen- & Wachstumshypothese

Eine besondere Rolle für den Product Market Fit spielen auch die sogenannte Nutzenhypothese und die Wachstumshypothese.

  • Bei der Nutzenhypothese geht es um die Frage, ob Dein Produkt oder Deine Dienstleistung einen echten Nutzen stiftet, sobald Deine Kunden davon Gebrauch machen.
  • Bei der Wachstumshypothese hingegen geht es darum, zu beweisen, dass Dein Business nachhaltig wachsen wird. Die Wachstumshypothese beantwortet die Frage: Wie entdecken und verbreiten Deine Kunden Dein Produkt oder Deine Dienstleistung?

Hast Du sowohl Deine Nutzen- als auch Deine Wachstumshypothese bestätigt, hast Du auch automatisch den Product Market Fit erzielt.

Beispiel für eine Ernährungs-App

Damit Du Dir das Ganze etwas besser vorstellen kannst, habe ich hier noch ein kleines Beispiel für eine Ernährungs-App für Dich.

Hypothesen-Art

Annahme

Metrik

Nutzenhypothese

Meine App hilft meinen Kunden dabei, sich besser zu ernähren.

60 % aller App-Besitzer nutzen diese täglich.

Wachstumshypothese

Meine Nutzer empfehlen meine App aktiv weiter (Mund-zu-Mund-Propaganda)

15 % aller App-Besitzer empfehlen meine App aktiv über die eingebaute Funktion weiter.

Wichtig dabei ist im Übrigen auch, dass Du wirklich aussagekräftige Metriken nutzt. Eric Ries spricht hier auch von aktionsorientieren Metriken. Im Gegensatz zu sogenannten Fassadenmetriken sind diese nämlich wirklich belastbar.

Bei einer Ernährungs-App wären beispielsweise Downloadzahlen eine reine Fassadenmetrik. Denn wie nützlich ist eine Ernährungs-App, wenn sie zwar häufig heruntergeladen wird, dann aber nicht jeden Tag genutzt wird?

Wenn Du hier tiefer einsteigen möchtest, empfehle ich Dir einen Blick in meinen Artikel Alles nur Fassade! Vanity Metrics erkennen und vermeiden.

Führe Experimente durch

Im dritten Schritt überprüfst Du Deine Hypothesen durch geeignete Experimente und Tests. Im Lean Startup verwendest Du dabei das sogenannte Minimum Viable Product (MVP). Ein MVP ist die kleinstmögliche Version Deines Produkts, die mit minimalem Aufwand gebaut wird, um echtes Kundenfeedback zu sammeln.

Zwei Kinder mit Schutzbrillen und rußverschmierten T-Shirts sitzen in einem Labor voller Reagenzgläser und Kolben mit bunten Flüssigkeiten. Sie führen gemeinsam Tests & Experimente durch.
Tests und Experimente sind ein wichtiges Element auf dem Weg zum Product Market Fit.

Du führst Deine Experimente also mit echten Nutzern und Kunden durch, um Deine Nutzen- & Wachstumshypothese zu validieren. Dabei durchläufst Du kontinuierlich den Build-Measure-Learn-Zyklus, um schnell hinzulernen zu können.

Kurswechsel

Nach jedem Experiment hast Du die Möglichkeit, Deinen Kurs beizubehalten oder einen Kurswechsel durchzuführen. Je nachdem, ob es Dir gelingt, die notwendigen Metriken positiv zu beeinflussen oder eben nicht.

Solange es Dir gelingt, Dich dem Product Market Fit schrittweise anzunähern, behältst Du Deinen Kurs bei. Falls Du die notwendigen Metriken jedoch nicht wie gewünscht verbessern kannst, hast Du Deine ursprünglichen Annahmen widerlegt. In diesem Fall musst Du Dein Geschäftsmodell überarbeiten und neue Annahmen bzw. Hypothesen aufstellen. Auch diese musst Du natürlich wieder durch geeignete Tests & Experimente (und einem neuen MVP) validieren.

Fazit zum Product Market Fit

Viele Gründer scheitern, weil sie sich zu früh auf Marketing und Wachstum konzentrieren, obwohl ihr Produkt den Markt noch nicht wirklich überzeugt hat. Um diese Stolperfalle zu vermeiden, solltest Du deshalb nacheinander die hier drei vorgestellten Meilensteine erreichen, bevor Du darangehst, intensiv in Marketing und Vertrieb zu investieren.

  1. Problem Solution Fit: Löst Dein Produkt ein echtes Problem?
  2. Product Market Fit: Wollen Kunden Dein Produkt unbedingt haben?
  3. Business Model Fit: Ist Dein Geschäftsmodell nachhaltig profitabel?

Der wichtigste Schlüssel liegt dabei in schnellen Experimenten, klaren Hypothesen und echtem Kundenfeedback

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