Wenn du selbstständig arbeitest, kennst du diese Fragen vielleicht: Bin ich einfach nur Freelancer oder schon Solopreneur? Und was ist eigentlich der Unterschied? Geht's da nur um ein schickeres Label oder steckt mehr dahinter?
Viele Selbstständige verwenden die Begriffe "Freelancer" und "Solopreneur" fast synonym. Aber genau das führt oft zu falschen Erwartungen. Denn beide Modelle unterscheiden sich nicht nur in der Wortwahl, sondern auch im Mindset, in der Strategie und in der Art, wie Du Dein Business entwickelst.
Wenn Du weißt, wo Du stehst (und wo Du hinwillst), kannst Du bessere Entscheidungen treffen. Zum Beispiel bei Deiner Preisgestaltung, beim Aufbau Deines Angebots oder bei der Frage, wie du langfristig wachsen möchtest.
In diesem Artikel zeige ich Dir, worin sich Freelancer und Solopreneure wirklich unterscheiden und wie du herausfindest, welcher Weg besser zu Dir passt.
Wie unterscheiden sich Solopreneur und Freelancer?
Auf den ersten Blick wirken Freelancer und Solopreneure ziemlich ähnlich: Beide arbeiten eigenständig, ohne festes Team. Und beide haben sich bewusst gegen klassische Anstellungsverhältnisse entschieden. Doch der entscheidende Unterschied liegt im Businessmodell und der langfristigen Ausrichtung.
Während Freelancer in der Regel ihre Zeit und Expertise verkaufen, setzen Solopreneure auf skalierbare Produkte oder Dienstleistungen, die auch ohne direkten Zeiteinsatz funktionieren. Freelancer arbeiten im Auftrag ihrer Kunden, während Solopreneure ein eigenes Angebot für ihre Zielgruppe aufbauen.
Was ist ein Freelancer?
Freelancer bieten ihre Leistungen meist projektbasiert an und arbeiten direkt für Auftraggeber. (Zum Beispiel als Designerin, Texter oder Entwickler.) Sie verkaufen in erster Linie ihre Zeit und Expertise und werden für geleistete Arbeit bezahlt. Das macht sie flexibel und unabhängig. Gleichzeitig ist ihr Einkommen direkt an ihre verfügbare Arbeitszeit gekoppelt.
Viele Freelancer arbeiten frei und selbstbestimmt, stoßen aber irgendwann an eine Grenze: Der Kalender ist voll, aber das Einkommen wächst nicht weiter. Denn wer Zeit gegen Geld tauscht, hat nur begrenzt Spielraum für Wachstum.
Stärken von Freelancern
- Hohe Flexibilität
- Persönliche Expertise steht im Vordergrund
- Klare, direkte Arbeitsbeziehungen
Typische Grenzen
- Einkommen skaliert nur mit Arbeitszeit
- Gefahr der Überlastung ("selbst & ständig")
- Wenig Zeit für strategischen Businessaufbau
Was ist ein Solopreneur?
Solopreneure verfolgen einen anderen Ansatz: Sie bauen ein eigenes Businessmodell auf, das idealerweise nicht (nur) von ihrer Zeit abhängig ist. Statt auf Einzelprojekte zu setzen, entwickeln sie skalierbare Produkte oder Dienstleistungen. Beispielsweise Onlinekurse, digitale Produkte oder Memberships.
Solopreneure arbeiten nicht nur in, sondern vor allem an ihrem Business. Dazu gehören auch Themen wie Automatisierung, Markenaufbau und strategisches Marketing. Ziel ist es, ein nachhaltiges Einkommen zu schaffen, das langfristig mehr Freiheit und Wirkung ermöglicht.
Stärken von Solopreneuren
- Hohe Unabhängigkeit und Gestaltungsfreiheit
- Potenzial für passives Einkommen
- Raum für langfristige Entwicklung und Wirkung
Typische Herausforderungen
- Fehlender Austausch mit anderen Solopreneuren
- Priorisierung & strategische Klarheit
- Mangelnder Fokus & Durchhaltevermögen
- Struktur & Selbstorganisation
Mehr über die typischen Herausforderungen für Solopreneur findest Du hier:
Freelancer vs. Solopreneur im direkten Vergleich
Kriterium | Freelancer | Solopreneur |
---|---|---|
Einnahmequelle | Zeit gegen Geld | Skalierbare Produkte/Dienstleistungen |
Fokus | Projekt/Auftrag | Eigenes Businessmodell |
Kundenakquise | Direkt (Auftraggeber) | Zielgruppe/Community |
Arbeitsweise | Operativ | Strategisch & operativ |
Geschäftsmodell | Dienstleistung | Produkt oder hybrides Modell |
Einkommen | linear (mehr Arbeit = mehr Geld) | potenziell exponentiell (skalierbar) |
Mitarbeiter | Keine | Keine (ggf. Kooperation mit Freelancern) |
Freiheit & Flexibilität | Mittel | Hoch (bei gutem Modell) |
Die Übergänge sind fließend – und das ist okay
Vielleicht hast Du Dich beim Lesen nicht ganz eindeutig in einer der beiden Rollen wiedergefunden. Das ist völlig normal! Viele Selbstständige starten als Freelancer und entwickeln sich erst mit der Zeit zum Solopreneur. Andere bleiben ganz bewusst im Freelancer-Modell, weil es besser zu ihrem Lebensstil passt.
Tatsächlich gibt es auch viele Mischformen: Menschen, die einerseits projektbasiert für Kundinnen und Kunden arbeiten und gleichzeitig eigene, skalierbare Produkte aufbauen. Oder Solopreneure, die gelegentlich noch Freelancer-Aufträge annehmen, um ihr Einkommen zu stabilisieren.
Wichtig ist nicht, welches Modell "besser" ist. Sondern welches zu Deinen Zielen, Deinem Alltag und Deinen persönlichen Werten passt.
Solopreneur oder Freelancer – was passt besser zu Dir?
Wenn Du Dir nicht ganz sicher bist, welches Modell für Dich am besten passt, habe ich zum Schluss noch eine kleine (überhaupt nicht wissenschaftlich belegte) Checkliste für Dich.
Hier findest Du ein paar typische Aussagen. Welche treffen am ehesten auf Dich zu?
- Ich arbeite gerne flexibel, aber mag klare Aufträge und Strukturen. → Freelancer
- Ich möchte ortsunabhängig Geld verdienen. (Auch wenn ich gerade nicht arbeite.) → Solopreneur
- Ich liebe es, direkt mit Kundinnen und Kunden zu arbeiten und individuelle Lösungen zu entwickeln. → Freelancer
- Ich will ein eigenes Business aufbauen, das auch ohne mich funktionieren kann. → Solopreneur
- Ich bin gut darin, mich selbst zu organisieren und langfristig zu planen. → Solopreneur
- Ich genieße es, mich auf ein Projekt zu fokussieren und es erfolgreich abzuschließen. → Freelancer
- Ich denke gerne in Prozessen, Automatismen und wiederverwendbaren Strukturen. → Solopreneur
Natürlich musst Du Dich nicht komplett in eine Schublade stecken. Aber diese Aussagen können Dir helfen, eine klare Tendenz zu erkennen und den nächsten Schritt für Dein Business bewusster zu wählen.
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