Manchmal sind es gar nicht die äußeren Umstände, die uns bremsen, sondern die Gedanken in unserem eigenen Kopf. Unsere Glaubenssätze entscheiden, was wir uns zutrauen, welche Chancen wir sehen und welche Türen wir gar nicht erst anfassen, obwohl sie eigentlich offen stehen.
Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, wie stark solche Überzeugungen sein können. Und wie befreiend es ist, sie loszulassen!
Hier sind fünf Glaubenssätze, von denen ich mich als Solopreneur verabschiedet habe. (Und was sich dadurch für mich verändert hat.)
Als Sologründer muss ich alles alleine machen
Tja, was soll ich sagen? Als ich vor gut zehn Jahren zum ersten Mal eine Nebentätigkeit angemeldet habe und als Sidepreneur durchgestartet bin, hab ich tatsächlich fest daran geglaubt, alles alleine machen zu müssen.
Eigentlich wollte ich auch alles alleine machen!
Klar, wenn man sich selbstständig macht, dann winkt die große Unabhängigkeit und es ist auch (anfangs) schön, wenn man niemanden fragen muss, wenn man eine spontane Idee hat. Einfach machen und umsetzen!
Allerdings habe ich festgestellt, dass es auch sehr schnell sehr einsam wird, wenn man sich derart isoliert. Und ich habe etwas länger gebraucht um zu verstehen, wie wichtig ein gut funktionierendes Netzwerk ist.

Das richtige Netzwerk ist entscheidend für Deinen Erfolg als Solopreneur.
Wenn man es genau bedenkt, ist die Zusammenarbeit mit anderen Solopreneuren sogar ein Gewinn, ohne dass man etwas aufgeben muss. Heute weiß ich, wie unglaublich wertvoll der regelmäßige Austausch in meinen OKR Circles ist! Ich kann mir von ganz vielen Menschen, Unterstützung, Ideen, Impulse und Feedback holen, um mich nicht mehr (so leicht) zu verrennen.
Und trotzdem kann ich immer noch selbst entscheiden.
Agile Methoden sind nur was für Teams
Dass agile Methoden nur was für Teams sind, ist der zweite Glaubenssatz, von dem ich mich vor ein paar Jahren befreit habe. Na klar, agile Methoden stellen die Arbeit in Teams ins Zentrum. Einfach, weil es notwendig ist und ein Mensch alleine gar keine Lösung für die komplexen Probleme in der Softwareentwicklung finden kann.
Das heißt aber noch lange nicht, dass wir als Solopreneure kein Design Thinking machen können, nur weil wir nicht im Team arbeiten. Oder dass OKR für Sologründer nicht funktioniert, weil wir alleine sind.
Ganz im Gegenteil! Ich habe in den letzten Jahren herausgefunden, dass wir als Solopreneure von Methoden wie Design Thinking, Lean Startup oder auch von Objectives & Key Results extrem profitieren können.
Manche Dinge muss man natürlich anpassen, aber das heißt nicht, dass es nicht funktioniert. (Die Idee zum OKR Circle ist zum Beispiel auf diese Weise entstanden.)
Ich muss auf jeden Fall Social Media machen
Es wird ja nach wie vor überall propagiert: Du musst auf jeden Fall Social Media machen! Instagram, LinkedIn und Twitter gehört quasi zum Pflichtprogramm für jeden Solopreneur, der was auf sich hält und auf sich aufmerksam machen will.
Allerdings wurde der Austausch auf diesen Plattformen über die Jahre immer schlechter – bis es irgendwann für jeden nur noch darum ging, zu senden statt miteinander zu diskutieren. (Es gibt ja Gründe, warum es Social Media Marketing heißt...)
Irgendwann hab's dann gelassen und festgestellt, dass mein Leben ohne Social Media sehr viel angenehmer ist. Stattdessen kann ich die gewonnene Zeit dazu nutzen, den scamper.blog auszubauen und mit meinen Artikeln etwas aufbauen, was einen echten Wert stiftet. Mit einem guten Blog, treuen Mitgliedern & Newsletter-Abonnenten und einer engagierten Community kann ich auch ohne Social Media sichtbar sein. (Und hab gleichzeitig einen tollen Austausch mit anderen Solopreneuren 😄)
Allerdings muss ich diesen Punkt ein klein wenig einschränken: Zumindest habe ich seit Kurzem meinen Blog direkt ans Fediverse angebunden, sodass neue Beiträge auch dort veröffentlicht werden. Mir gefällt die Idee des Fediverse sehr, weil es das Internet zurück zu seinen Wurzeln bringt.
Jeder Blogartikel muss SEO-optimiert sein
Ich blogge jetzt schon seit über 10 Jahren und wie Social Media gehörte die Suchmaschinen-Optimierung lange zu meinem Standard-Repertoire. Grundsätzlich spricht auch erstmal nichts dagegen, Artikel zu optimieren, damit sie besser bei Google & Co ranken.
Wenn man aber immer und überall versucht, nur von dieser Perspektive aus zu denken bzw. zu schreiben, dann wird SEO zu einer echten Kreativitätsbremse.
Wie viele Artikel habe ich nicht geschrieben, weil ich dachte, "Das Suchvolumen für diese Keyphrase ist zu gering" oder "Für dieses Keyword wirst Du sowieso nie unter den ersten 10 ranken. Dann kannst Du es auch gleich bleiben lassen!"
Was für ein Bullshit!
Den Kopf gewaschen hat mir Judith Peters mit ihrem Claim:
Blog like nobody's reading!
Und aus eigener Erfahrung kann ich Dir nur sagen, dass es sich lohnt, einfach wieder das zu schreiben, worauf man Bock hat. (So wie diesen Beitrag hier.)
Um in etwas wirklich gut zu sein, braucht man Talent
Ich glaube, mit diesem Thema bin ich in guter Gesellschaft. Der Aberglaube vom kreativen Genie hält sich ja sehr hartnäckig. Als ich mich vor ein paar Jahren intensiver mit Gamification beschäftigt und Jane McGonigals fantastisches Buch Reality is broken gelesen habe, habe ich damit versehentlich die Tür zur Positiven Psychologie aufgestoßen.
Und von dort ging es dann immer weiter. Ich verschlang Growth Mindset von Carol Dweck, Grit von Angela Duckworth, Top: Die neue Wissenschaft vom Lernen von K. Anders Ericsson und viele andere mehr. Und die Botschaft all dieser Wissenschaftler ist immer die gleiche:
As much as talent counts. Grit counts twice.
Es ist wirklich unglaublich, wie oft wir Menschen unser Potenzial nicht entfalten, nicht lernen oder uns nicht in etwas reinknien – nur weil wir glauben, für etwas kein Talent zu haben.
Das waren meine ganz persönlichen Glaubenssätze, die ich in den letzten Jahren überwunden habe. Wie sieht's bei Dir aus? Was waren Deine großen Aha-Momente und Learnings, die Dir eine neue Welt eröffnet haben?
Schreib mir in die Kommentare, welchen Glaubenssatz Du kürzlich über Bord geworfen hast. Ich bin gespannt!
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