Ich nutze ja schon (sehr) viele Jahre Objectives & Key Results, um meine strategischen Ziele zu verfolgen und umzusetzen. Das funktionierte auch immer schon sehr gut. Was mir aber immer gefehlt hat, war der Austausch mit anderen Solopreneuren: neue Perspektiven, ehrliches Feedback, Ideen und Impulse, wenn ich mal feststeckte.
Klar, man kann den OKR Check-in auch alle zwei Wochen alleine machen. Aber es ist oft schwierig, regelmäßig dranzubleiben. Und noch schwieriger, sich selbst zu reflektieren, ohne dabei auf kleiner Flamme im eigenen Saft zu köcheln.
Anfang des Jahres habe ich mich deshalb mit zwei weiteren Solopreneuren zusammengetan und den ersten OKR Circle gegründet. In kleiner Runde wollten wir uns gegenseitig dabei unterstützen, fokussiert unsere Ziele zu verfolgen. Dabei habe ich vieles hinzugelernt und möchte heute meine fünf größten Learnings mit Dir teilen.
Learning #1: Vielfalt ist eine echte Bereicherung
Das Konzept der OKR Circles basiert ja darauf, Solopreneure mit unterschiedlichen Hintergründen, Gründungsvorhaben und Perspektiven miteinander zu verbinden. Die Grundidee des OKR Circles funktioniert also ähnlich wie bei Working Out Loud: Jeder Sologründer verfolgt seine eigenen, individuellen Objectives, holt sich aber (spätestens alle zwei Wochen beim Check-in) Feedback, Ideen und Unterstützung von den anderen Mitgliedern.
In den letzten Monaten konnte ich live miterleben, dass diese Vielfalt kein Nachteil, sondern vielmehr eine große Bereicherung für alle Beteiligten ist.
Denn durch die vielen unterschiedlichen Blickwinkel erhält jedes Mitglied beim OKR Check-in ein großes Bündel an neuen Ideen, Impulsen und Anregungen, die nicht entstehen würden, wenn alle Circle-Mitglieder in der gleichen Branche unterwegs wären oder ihr Business schon auf dem gleichen Level wäre.
Falls Du also Deinen eigenen OKR Circle gründen möchtest, achte darauf, dass Du Dich mit Menschen vernetzt, die einen anderen Hintergrund haben als Du, damit ein Kreatives Feld entstehen kann.
Learning #2: Peer Pressure hat auch sein Gutes
Peer Pressure hat ja eigentlich einen nicht so guten Ruf. Das liegt natürlich daran, dass wir es mit den Situationen verbinden, in denen wir durch andere zu Verhaltensweisen genötigt werden, die eigentlich nicht gut für uns sind.
In den letzten Wochen habe ich aber erlebt, dass das Ganze auch seine positiven Seiten hat.
Obwohl ich immer von mir selbst gedacht hab, schon sehr fokussiert und konzentriert an meinen Zielen zu arbeiten, ist es etwas ganz anderes, wenn man alle zwei Wochen den Stand seines OKR mit anderen teilt und dann erklären "darf", warum man nicht wirklich vorangekommen ist.
Und ja, auch wenn alle Circle-Mitglieder immer freundlich und konstruktiv sind, erzeugt es doch einen positiven Peer Pressure und mehr Commitment, wenn der Check-in nur noch ein paar Tage entfernt ist und man noch nichts geschafft hat.
Learning #3: Psychologische Sicherheit ist
Mein drittes großes Learning hängt ein wenig mit dem vorherigen zusammen. Weil man den anderen Mitgliedern eines Circles schon wirklich sehr tiefe Einblicke in das eigene Business, die eigene Strategie und natürlich auch die eigenen Herausforderungen gibt, ist Psychologische Sicherheit eine der wichtigsten Säulen für jeden OKR Circle. Vielleicht sogar die allerwichtigste.
Jeder Circle-Teilnehmer muss sich wirklich sicher sein, dass andere Mitglieder weder lästern, noch gemein sind, noch Interna aus dem OKR Circle nach außen weitertratschen.
Psychologische Sicherheit, gegenseitiges Vertrauen und ein sicherer Raum für den gemeinsamen Austausch sind Grundvoraussetzung für einen funktionierenden OKR Circle.
Dass das (gerade am Anfang) mitunter gar nicht so einfach ist, habe ich Anfang April selbst festgestellt. Obwohl wir den ersten Circle mit einer Gruppe gegründet haben, die sich schon viele Jahre kannte, war es doch etwas anderes, wenn man plötzlich über Themen spricht, die das eigene Business betreffen – und vor allem über Herausforderungen und Probleme, die man bisher (noch) nicht lösen konnte.
Learning #4: Die Circles sind noch nicht gut untereinander vernetzt
Mittlerweile verfolgen wir unsere Objectives schon in zwei Circles (mit jeweils 5 Mitgliedern.) Denn nach und nach haben sich im letzten halben Jahr immer mehr Solopreneure gefunden, die mit uns gemeinsam ihre Ziele verfolgen wollen. (Anfang des nächsten Jahres geht sogar schon der dritte OKR Circle an den Start!)
Das ist natürlich erstmal ein sehr positives Feedback für mich, weil es zeigt, dass die OKR Circles einen echten Nutzen für Solopreneure stiften. Allerdings wurde mir im letzten halben Jahr auch klar, dass wir (noch) zwei echte Herausforderungen haben:
Zum einen ist es für die einzelnen Circle-Mitglieder sehr schwer (bis nahezu unmöglich) sich eigenständig mit Mitgliedern aus dem jeweils anderen Circle zu vernetzen.
Zum anderen ist es schwierig, neue Solopreneure und Sologründerinnen in existierende OKR Circles zu "vermitteln".
Aktuell läuft das alles noch direkt "über mich". Heißt: Solopreneure schreiben mir eine E-Mail, ich verabrede mich mit ihnen und schau, ob's passt. Dann können Interessierte bei einem der nächsten Check-ins mit dabei sein und dann muss ich einen Circle finden, der noch Platz hat (und auch ein neues Mitglied aufnehmen möchte).
Der Kosmos eines OKR Circles ist momentan noch sehr isoliert.
Das war einer der Gründe, warum wir Anfang Dezember unser erstes Community Meet-up machen werden und außerdem ein eigenes Forum ins Leben gerufen haben, in dem sich jeder und jede sowohl mit seinem OKR Circle als auch mit allen anderen Mitgliedern der scamper.community austauschen kann.
Ich bin schon sehr gespannt wie's wird und hoffe, dass beides Anklang bei unseren Circle-Mitgliedern findet.
Learning #5: Der Fokus liegt noch stark auf einem Quartal
Das fünfte und letzte Learning der letzten 42 Wochen: Viele Mitglieder unserer OKR Circles konzentrieren sich (fast) ausschließlich auf das aktuelle Quartal. Okay, liegt natürlich ein klein wenig in der Natur der Sache, weil der OKR Zyklus immer drei Monate lang ist.
Viele OKR sind (noch) gar nicht in einen größeren strategischen Kontext eingebunden.
Die meisten Circle-Mitglieder haben weder ein Midterm Goal festgehalten, noch eine umfassende Strategie, die sie verfolgen. (Zumindest ist Letzteres nicht immer klar ausformuliert.)
Deswegen überlege ich aktuell, zum Jahresstart für alle Mitglieder der scamper.community einen kleinen Impulsworkshop dazu anzubieten. Dabei soll es vor allem darum gehen, die Kernelemente einer guten Strategie zu kennen, ein Moal für 2026 festzuhalten und dann in der Lage zu sein, dieses Ziel von Quartal zu Quartal mit OKR zu verfolgen.
Fazit
Nach neun Monaten OKR Circle kann ich sagen: Ich hätte nie gedacht, wie viel leichter, motivierender und klarer Ziele werden, wenn man sie nicht alleine verfolgt. Das gilt ganz besonders für mich selbst! Wenn ich ehrlich bin, glaube ich manchmal, dass ich von den Circles am allermeisten profitiere 😉.
Und genau deshalb freue ich mich jetzt schon auf 2026 und alles, was wir mit unserer kleinen, aber stetig wachsenden scamper.community noch erleben und hinzulernen werden.


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