Häufig werde ich gefragt, warum scamper keinen einzigen Social-Media-Kanal habe. Und ob das im 21. Jahrhundert nicht totaler Irrsinn wäre, kein Social Media Marketing zu betreiben?!
Tatsächlich glaube ich, dass es so etwas wie Social Media Marketing gar nicht gibt. Und dass ich die Zeit, die ich dafür aufwenden müsste, sehr viel sinnvoller nutzen kann. Zum Beispiel für Blogartikel wie diesen.
Der goldene Käfig
Alle großen Social Media Plattformen verdienen ihr Geld durch Werbung. Und wenn Du Dir das einmal genau vor Augen hältst, dann erkennst Du recht schnell, dass dieses Geschäftsmodell dazu führt, dass Social Media Plattformen gar kein Interesse daran haben, dass Nutzer ihre Plattformen verlassen.
Denn je häufiger, länger und intensiver Du Dich auf Facebook, TikTok, Twitter & Co. aufhältst, desto besser ist das fürs Anzeigengeschäft dieser Konzerne.
Du bist nicht der Nutzer, sondern die Ware.
Wenn Nutzer den Kosmos eines Anbieters verlassen, ist das schlecht für's Geschäft. Und genau deshalb bestrafen die allermeisten Plattformen Posts mit externen Links mit geringerer Reichweite und weniger Sichtbarkeit.
Das ist ungefähr so, als wenn Newsletter-Anbieter wie Mailgun, Mailchimp oder Brevo alle E-Mails mit externen Links nicht mehr zuverlässig zustellen würden.
Social Media ist ein Hamsterrad
Zu diesem Grundinteresse, Dich und alle anderen auf der eigenen Plattform zu halten, kommt aber noch ein weiter Punkt hinzu: Social Media ist flüchtig.
Deine Posts und Beiträge verlieren kontinuierlich an Reichweite und Sichtbarkeit, sodass Du gezwungen bist, permanent frischen und neuen Content nachzuliefern. Seit 2018 berechnet Scott M. Graffius die Lebensdauer von Social Media Beiträgen und stellt regelmäßig eine aktuelle Zusammenfassung zur Verfügung.

Wie Du siehst, ist die Halbwertzeit der allermeisten Social Media Plattformen extrem gering:
- Ein Post auf LinkedIn verliert schon nach gut einem Tag massiv an Reichweite.
- Auf Facebook dauert es weniger als anderthalb Stunden.
- TikTok oder Snapchat lassen sich nicht einmal mehr in Minuten messen.
Ständig neue Spielregeln
Als wäre das alles nicht schon ärgerlich und schwierig genug, machst Du Dich auf Social Media zum Spielball der Plattform-Algorithmen. Sobald Du gelernt hast, die Spielregeln der Anbieter zu verstehen, werden sie wieder geändert, um Dich in Bewegung zu halten.
Du bist also ganz schnell damit beschäftigt, Beiträge zu bestimmten Zeiten abzusetzen, Deine Headlines an die neusten Trends anzupassen, Bildformate zu verändern, weil die Vorgaben geändert wurden, oder externe Links lieber in den ersten Kommentar Deines Posts zu schreiben, damit Deine Reichweite nicht begrenzt wird.
Alle anderen machen es genauso
Hinzu kommt: Du bist ja nicht der einzige, der versucht, Reichweite und Sichtbarkeit auf Social Media zu gewinnen. Du kämpfst also nicht nur gegen den Algorithmus der Plattform an, sondern gleichzeitig gegen alle anderen Nutzer, die das gleiche Ziel verfolgen wie Du.
So gesehen wird eine Social Media Plattform um so unattraktiver, je größer sie ist. Denn je größer die Zielgruppe in diesem Netzwerk ist, desto größer wird der Wettbewerb unter denen, die die Plattform zu Marketingzwecken nutzen wollen.
Strategisch gesehen entsteht für Dich und Dein Business deshalb keinerlei Vorteil für Dich. Weil Du einfach nur das tust, was alle anderen auch tun.

Kontrollverlust
Die einzige Möglichkeit für Dich als Solopreneur Social Media sinnvoll zu nutzen, besteht darin, die Plattform als Deine "Homebase" zu nutzen. Aber dann bist Du YouTuber, TikTok Star, LinkedIn Top Voice oder was auch immer.
Der größte Nachteil bei diesem Vorgehen besteht allerdings darin, dass Du keine Kontrolle (mehr) über Deinen Content hast. Du kannst zwar alles leicht hinzuzufügen, aber wenig bis gar nicht mehr herauslösen – falls Du zum Beispiel den Anbieter wechseln möchtest.
Das Ganze ist auch als Lock-in-Effekt bekannt. Ein Geschäftsmodell, das die Wechselkosten (engl. switching costs) für Kunden massiv in die Höhe treibt.

Lass es einfach sein!
Social Media Marketing ist ein Lüge.
Es gibt keine einzige Plattform, die Dir dabei hilft, Besucher oder gar Kunden auf Deine eigene Webpräsenz zu führen. In Wahrheit arbeiten alle Anbieter genau in die Gegenrichtung und wollen, dass ihre Nutzer (inklusive Dir selbst) möglichst viel und lange auf ihrer Plattform bleiben.
Und während Du nur noch damit beschäftigt bist, neuen Content zu kreieren, weil die Lebensdauer Deiner Posts so verflucht kurz ist, kämpfst Du gleichzeitig damit, Dich permanent an veränderte Algorithmen anzupassen und besser zu sein als alle anderen, die genau das Gleiche tun.
Andernfalls solltest Du die Zeit, die Du bisher für Social Media aufgewendet hast, für sinnvolle Dinge nutzen. Schreib gute Blogbeiträge, baue einen eigenen Newsletter auf, mach einen Podcast oder nimm Videos auf.




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