Viele Solopreneure sagen mir, dass strategische Ziele für sie und ihr Business keine große Rolle spielen würden. Das wäre ja nur was für große Konzerne und Unternehmen. Dass es bei ihnen nur darum gehe, ein Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln oder ihr Tagesgeschäft gut zu organisieren.
Sehe ich anders.
Ohne strategische Ziele bist Du nicht in der Lage zu entscheiden, was Dich und Dein Business voranbringt (und was nicht). Du kannst auch nicht beurteilen, was wichtig ist (und was nicht). Ja, Du kannst nicht einmal verstehen, ob ein Problem, das Du hast, tatsächlich ein Problem ist.
Warum Du strategische Ziele benötigst
Wenn ich mich mit Solopreneuren austausche, klagen viele von ihnen darüber, dass sie Schwierigkeiten damit haben, ihren Alltag zu organisieren und keine Zeit haben, sich um "die wichtigen Dinge" zu kümmern. (Und ja, Selbstorganisation ist ein großes und wichtiges Feld für uns Solopreneure. Geschenkt.)
Meistens schimmert in solchen Gesprächen durch, dass die meisten Solopreneure eigentlich "ganz andere Dinge tun möchten", aber nie dazu kommen. Dann fallen solche Sätze wie:
- "Ich will mehr Blogartikel schreiben."
- "Ich müsste mal wieder eine neue Podcast-Folge aufnehmen."
- "Ich sollte mehr Social-Media-Posts machen."
- etc.
Soweit so normal. Auffallend an diesen Gesprächen ist aber, dass die allermeisten Solopreneure zwar sagen können, welche Probleme sie davon abhalten, diese Dinge zu erledigen. Die wenigsten können jedoch die Frage beantworten, warum es wichtig für sie ist, diese Dinge zu tun.
- Warum ist es wichtig für Dich, mehr Blogartikel zu schreiben?
- Warum müsstest Du mal wieder eine neue Podcast-Folge aufnehmen?
- Und warum solltest Du mehr Social-Media-Posts machen?
Dahinter steckt natürlich - Du ahnst es schon - die Frage nach strategischen Zielen. Denn am Ende sind sie es, was Solopreneure wie Du und ich wirklich erreichen wollen. Niemand schreibt ja Blogartikel, weil er gerne Blogartikel schreibt. Keine Solopreneurin nimmt Podcasts auf, weil sie sich selbst gerne reden hört. Und kein Sologründer postet auf Instagram, einfach weil er gerne Fotos & Videos veröffentlicht.
Ohne strategische Ziele sind Probleme keine Probleme
Wenn Du aber Deine strategischen Ziele nicht kennst, dann hast Du gar keine Möglichkeit zu beurteilen, ob Dein Problem überhaupt ein Problem ist. Wenn Du nicht sagen kannst, warum es wichtig ist, Blogartikel zu schreiben, dann ist es auch kein Problem, wenn Du keine schreibst.

Strategische Ziele sind noch lange keine Strategie
Wenn ich lange genug nachbohre, kommt das eigentliche (strategische) Ziel dann manchmal doch zum Vorschein. Dann höre ich solche Sätze wie "Ich möchte einen besseren Kontakt zu meiner Zielgruppe aufbauen", "Ich möchte meine Reichweite & Sichtbarkeit vergrößern" oder "Ich möchte als Expertin für mein Herzensthema bekannt sein."
Allerdings sind strategische Ziel alleine noch keine gute Strategie. Denn zu sagen, dass Du als "Expertin für Dein Herzensthema bekannt sein" möchtest, beantwortet noch lange nicht die Frage, wie Dir das gelingen wird.
Genau das ist aber der Kern eine guten Strategie und damit das Fundament auf dem Du Deine Strategie entwickelst.
Strategie besteht aus Diagnose, Leitlinien und kohärentem Handeln
Für den Strategie-Experten Richard Rumelt besteht der Kern einer (guten) Strategie aus 3 Elementen:
- Eine klare Diagnose
- Richtungsweisende Leitlinien und
- Kohärentes Handeln
Klare Diagnose
Für eine gute Strategie musst Du die Frage beantworten, auf welche Probleme oder Herausforderungen Du mit Deiner Strategie eine Antwort geben willst. Und genau hierbei spielen strategische Ziele eine zentrale Rolle.

Außerdem ist es wichtig, dass Du Deine Herausforderungen aus vielen Perspektiven betrachtest. Beispielsweise könntest Du so erkennen, dass Dein Problem nicht ist, dass Du "keine Zeit hast, eine neue Podcast-Folge aufzunehmen", sondern dass Deine Zielgruppe gar keine Podcasts hört.
Oder dass das Problem nicht darin besteht, "zu wenig Social Media Marketing zu betreiben", sondern darin, dass es 4.000 identische Instagram Accounts gibt, die alle das Gleiche anbieten wie Du.
Oder dass Dein Blog zwar sehr gute Artikel bereit hält, aber das eigentliche Problem Dein Backlink-Profil ist und Dein Blog deshalb in den Suchergebnissen von Google meistens erst auf Seite 23 zu finden ist.
Richtungsweisende Leitlinien
Erst wenn Du sowohl Dein strategisches Ziel als auch die Herausforderungen, die Dir dabei im Weg stehen, verstanden hast, bist Du in der Lage durch richtungsweisende Leitlinien eine Antwort darauf zu geben, wie Du diesen Herausforderungen begegnen willst.
- Welche Hebel willst Du nutzen?
- Mit welchen Prinzipien antwortest Du auf Deine Herausforderungen?
Besonders wichtig ist dabei, dass Du Dich mit Deinen Leitlinien sowohl auf Deine Herausforderungen fokussierst als auch einen Unterschied zu Deinen Wettbewerbern erzeugst. Denn Deine Strategie soll Dir ja einen Vorteil verschaffen. Ein Vorteil entsteht aber nur dann, wenn Du asynchron handelst. Wenn Du es anders machst als Deine Wettbewerber. Das Gleiche zu machen wie alle anderen ist keine Strategie.

Kohärentes Handeln
Erst im dritten Schritt geht es darum, kohärente (also aufeinander abgestimmte und in sich schlüssige) Aktionen zu planen und umzusetzen. Und zwar so, dass sie sich an Deinen Leitlinien ausrichten und auf Deine Strategie einzahlen.
Erst jetzt geht es also darum, Blogartikel zu schreiben, Podcasts aufzunehmen oder regelmäßig auf Instagram zu posten. Allerdings nur dann, wenn ein Blog, ein Podcast oder Instagram Dir dabei helfen, Dein strategisches Ziel zu erreichen bzw. eine Antwort auf Deine aktuellen Herausforderungen sind.
Strategische Ziele formulieren
Eine sehr einfache Möglichkeit, strategische Ziele zu formulieren, sind sogenannte Moals (Midterm Goals). Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um Jahresziele, die Du für Dein Business setzt und die Du außerdem mit Hilfe sogenannter Key Results messbar machst. Im Idealfall leitest Du Dein Moal logisch aus Deiner Vision bzw. Mission ab.
| Moal: Die Popularität meiner Webseite steigern. |
|---|
| Key Result 1: Die Zahl der Webseitenbesucher pro Monat steigt von 500 auf 3.000. |
| Key Result 2: Die durchschnittliche Besuchszeit steigt von 30 Sekunden auf 2 Minuten. |
| Key Result 3: Der prozentuale Anteil wiederkehrender Besucher steigt von 5 auf 15 %. |
Wie Du siehst, definierst Du über die Key Results Deines Moals, wann Du es als erreicht betrachten willst. Key Results geben aber nicht vor, wie Du sie umsetzen wirst.

Hier erfährst Du mehr über Moals:

Strategische Ziele umsetzen
Wenn Du Dein Moal festgehalten hast und Dir Gedanken darüber gemacht hast, warum es so schwierig für Dich ist, es zu erreichen, kannst Du Dir überlegen, welche Antwort Du auf Deine strategische Herausforderung geben möchtest.
Dazu kannst Du zum Beispiel das OKR Framework nutzen. Denn mit Hilfe von Objectives & Key Results definierst Du die konkreten Hebel, mit denen Du Deine Herausforderung angehen möchtest.

Um die Popularität Deiner Webseite zu steigern, kannst Du natürlich Deinen Blog ausbauen und verbessern. Allerdings kann auch ein Podcast eine mögliche Antwort bzw. Hebel sein. Oder auch Social Media Marketing auf Instagram.

Prinzipiell ist aber auch ein ganz anderes OKR denkbar. Beispielsweise könntest Du versuchen, Dein Moal auch mit Hilfe eines guten Newsletters zu erreichen. Dann könnte Dein OKR folgendermaßen aussehen:
| Objective: Ich etabliere eine interessierte Stammleserschaft für meinen Internetblog. |
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| Key Result 1: Die Zahl der Newsletter-Abonnenten steigt von 243 auf 2.000. |
| Key Result 2: Die Conversion-Rate (CVR) des Newsletters steigt von 2,8 auf 10 %. |
Fazit
Strategische Ziele sind auch für Dich als Solopreneur kein Luxus, sondern essenziell. Sie helfen Dir nicht nur dabei, Deine knappe Zeit sinnvoll zu investieren, sondern geben Deinem gesamten Business eine klare Richtung. Ohne strategische Ziele bleibt alles vage: Deine Inhalte, Deine Entscheidungen, Deine täglichen To-dos.
Wenn Du aber weißt, wofür Du etwas tust und welche Hebel Dir wirklich dabei helfen, voranzukommen, wird vieles leichter. Du kannst fokussierter arbeiten, bessere Prioritäten setzen und Maßnahmen ergreifen, die wirklich wirken.
Also: Was ist Dein strategisches Ziel für die nächsten 12 Monate? Und welcher erste kleine Schritt bringt Dich diesem Ziel heute näher?





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