Wenn Du eine besonders innovative Geschäftsidee hast, dann kann es manchmal schwierig sein, sie Deiner Zielgruppe nur mit Worten zu erklären. Wenn dann die technische Umsetzung auch noch sehr aufwändig ist, kannst Du ein Erklärvideo als Minimum Viable Product nutzen, um Deinen Markt zu testen.
Wie das Ganze funktioniert, worauf Du achten solltest und was Vor- & Nachteile von Erklärvideos sind, erfährst Du in diesem Beitrag.
Wie funktioniert ein Erklärvideo?
Mit einem Erklärvideo vermittelst Du Deiner Zielgruppe die Funktionsweise Deiner Produktidee auf einfache, fesselnde und unwiderstehliche Weise, obwohl es noch gar nicht existiert.
Du erzeugst bei Deinen Zuschauern also die Illusion, Dein Produkt sei bereits fertig, obwohl Du zunächst herausfinden möchtest, ob für Deine Idee überhaupt ausreichend Interesse bei Deiner Zielgruppe besteht.
Wann solltest Du ein Erklärvideo als MVP einsetzen?
Ein Erklärvideo als MVP bietet sich für Dich als Solopreneur immer dann an, wenn die tatsächliche Realisierung Deiner Produktidee sehr aufwändig ist.
Zum Beispiel wenn Du einen umfangreichen Onlinekurs mit mehreren Dutzend Kurslektionen planst. Oder wenn Du für Deine Produktidee Software schreiben und dazu sogar Entwickler beauftragen musst, weil Du selbst nicht programmieren kannst.
Außerdem eignet sich das Erklärvideo besonders für Produkte und Angebote, die sehr innovativ oder abstrakt sind. Das Video hilft Deinen Zuschauern dabei, das Konzept Deiner Idee besser zu verstehen als das zum Beispiel ein Text könnte.
Beispiel für den Einsatz eines Erklärvideos
Das wohl berühmteste Beispiel für den erfolgreichen Einsatz eines Erklärvideos als MVP ist sicherlich Dropbox.
Weil die Programmierung der Software sehr aufwändig war, wollte Dropbox-Gründer Drew Houston vorher so sicher wie möglich gehen, dass es für seine Produktidee wirklich einen Markt gab. Statt direkt damit zu beginnen, die Software zu entwickeln, erstellte Houston zunächst ein Erklärvideo, in dem er die Funktionsweise der Software vorstellte.
Der Clou dabei: Als Houston das Video erstellte, funktionierte Dropbox noch gar nicht!
Mit Klick auf "Play" wird das Video von YouTube geladen. Dabei können Cookies gesetzt und Daten an Google übermittelt werden. Mehr erfahren.
Dieses Erklärvideo kombinierte Drew Houston dann mit einer Warteliste, auf der sich Interessenten für Dropbox vormerken lassen konnten. Innerhalb weniger Tage sprang die Zahl der Anmeldungen auf dieser Liste von 5.000 auf über 75.000.
Der enorme Zuspruch bestätigte Houston, dass es für Dropbox einen Markt gab und verhinderte so, dass sein Team Monate in eine Lösung investierte, die später niemand wollte.
Vor- & Nachteile von Erklärvideos
Wie jedes Minimum Viable Product aus dem Lean Startup hat auch ein Erklärvideo Vor- und Nachteile.
Vorteile
- Viele Zielgruppen erreichst Du mit einem Erklärvideo einfacher als mit anderen Formaten.
- Das Video-Format macht Deine Produktidee direkt erlebbar (falls es Dir gelingt, Dein Produkt gut genug zu "faken").
- Über YouTube kannst Du Dir einen zusätzlichen Marketingkanal erschließen.
Nachteile
- Die Produktion eines Erklärvideos lohnt sich nur, wenn der Aufwand für Dein eigentliches Produkt noch sehr viel größer ist.
- Du musst die Fähigkeiten und technische Ausrüstung besitzen, Erklärvideos zu erstellen.
- Wenn Dein Video nicht gut gelingt, kann es mehr schaden als nützen.
Darauf musst Du achten, wenn Du Erklärvideos einsetzen willst
Wenn Du ein Erklärvideo dazu verwenden möchtest, um den Product Market Fit zu testen, gibt es ein paar Dinge, die Du dabei beachten solltest.
Zeige Dein Produkt in Aktion
Ein Erklärvideo ist kein Promotion- oder Marketing-Video. Die Grundidee ist ja, dass Du Deiner Zielgruppe mit Deinem MVP ein abstraktes und neues Konzept näher bringen willst.
Deshalb solltest Du Dein Produkt in Deinem Erklärvideo in Aktion zeigen, damit Deine Zuschauer einen Eindruck davon gewinnen können, "was es macht". Hochglanzfolien, tolle Überschriften und musikalische Untermalung sind für dieses MVP deshalb ungeeignet.
Entwirf eine klare Storyline
Damit Dein Erklärvideo wirklich funktioniert, braucht es eine klare Storyline, die aus den Schritten Problem, Lösung und Call to Action bestehen sollte. Wenn wir noch einmal auf das Dropbox-Beispiel zurückkommen, sähe das in etwa wie folgt aus:
- Problem: "Kennst Du das? Du arbeitest an einem Dokument auf dem Laptop, willst es später auf dem PC weiterbearbeiten und vergisst Deinen USB-Stick oder die Datei ist veraltet?"
- Lösung: "Dropbox ist ein Ordner, der automatisch alles synchronisiert. Egal, welches Gerät Du nutzt: Alle Änderungen auf einem Gerät erscheinen sofort auf allen anderen."
- Call to Action: "Wenn Du Dropbox auch nutzen willst, trag Dich auf unsere Warteliste ein und sei einer der Ersten, die es nutzen können."
Teste Dein Video
Videoproduktion ist aufwändig und wenn Du Dein Video einmal hochgeladen hast, ist es später nicht mehr so einfach zu überarbeiten oder anzupassen wie ein Blogartikel. Um sicher zu sein, dass Dein Video wirklich funktioniert, solltest Du es deshalb vorher mit Menschen Deiner Zielgruppe testen.
Zeig ihnen Dein Video und lasse Dir Feedback geben! Ist der Nutzen Deines Produktes wirklich klar geworden? Erzeugt es den gewünschten Effekt? Welche Fragen haben Deine Testpersonen noch und was solltest Du vielleicht noch ergänzen?
Analysiere Deine Metriken
Wenn Du ein Erklärvideo als MVP nutzt, solltest Dir überlegen, anhand welcher Metriken Du Dein Experiment als Erfolg betrachten möchtest.
- Wie oft und wie lange wurde Dein Video angeschaut?
- Wurde es geteilt?
- Wie hoch ist die Click Through Rate (CTR)?
- Konvertieren die Besucher, die auf Deiner Zielseite ankommen?
Sehr hilfreich, um Dein Experiment genau zu planen, ist auch die Test Card von Alexander Osterwalder, die ich Dir nur wärmstens ans Herz legen kann.

Das kannst Du danach machen
Wie immer kannst Du nach Deinem Experiment mit anderen Minimum Viable Products und Tests fortfahren, um die nächsten Schritte zu gehen.
Versende eine E-Mail-Kampagne
Kontaktiere die Nutzer, die sich auf Deiner Warteliste eingetragen haben, mit einer E-Mail-Kampagne und lade sie zu einem Interview ein, um mehr über sie zu erfahren.
Starte eine Crowdfunding-Kampagne
Auch ein Crowdfunding kann ein sinnvoller nächster Schritt für Dich sein. So kannst Du zum Beispiel überprüfen, ob Deine Idee nicht nur Resonanz erzeugt, sondern ob auch eine Zahlungsbereitschaft existiert.
Erstelle einen Proof of Concept (PoC)
Falls Du noch nicht sicher bist, ob Dir die technische Umsetzung Deiner Produktidee gelingen wird, ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem Du Dich daran machen solltest, einen Proof of Concept umzusetzen.
Fazit
Ein Erklärvideo als MVP ist eine clevere Methode, um Interesse und Nachfrage für Deine Idee zu testen, bevor Du viel Zeit, Geld und Aufwand in die spätere Entwicklung steckst.
Besonders dann, wenn Du eine komplexe oder technisch aufwändige Ideen hast, eignet sich ein Erklärvideo besonders gut, um Deinen Markt zu testen.



Diskussion